Paartherapie ist ein weit verbreitetes Mittel, um Beziehungsprobleme zu lösen und die Kommunikation zwischen Partnern zu verbessern. Doch wenn es um narzisstischen Missbrauch geht, stellt sich die Frage, ob diese Form der Therapie wirklich sinnvoll und effektiv ist. Hier sind einige wichtige Überlegungen dazu.

Herausforderungen bei der Paartherapie mit Narzissten

  1. Mangelnde Einsicht und Selbstreflexion: Narzissten haben oft Schwierigkeiten, ihre eigenen Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen und Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Diese mangelnde Selbstreflexion kann den therapeutischen Prozess erheblich behindern, da sie selten bereit sind, ihre Fehler zuzugeben oder an sich zu arbeiten (Vaknin Talks).

    Siehe hierzu auch unseren Artikel Antrieb von Narzissten.

  2. Manipulation des Therapeuten: Narzissten neigen dazu, andere zu manipulieren, und dies kann auch den Therapeuten einschließen. Sie könnten versuchen, den Therapeuten auf ihre Seite zu ziehen, das Opfer zu diskreditieren oder die Sitzungen zu dominieren, um die Kontrolle zu behalten (Vaknin Talks).

  3. Verstärkung des Missbrauchs: In manchen Fällen kann die Paartherapie den narzisstischen Missbrauch sogar verstärken. Der Narzisst könnte die im Therapieprozess gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um das Opfer noch effektiver zu manipulieren und zu kontrollieren. Dies kann die emotionale und psychologische Belastung des Opfers weiter verschlimmern.


Wann kann Paartherapie sinnvoll sein?

  1. Einsicht und Veränderungsbereitschaft des Narzissten: Wenn der narzisstische Partner eine gewisse Einsicht in sein Verhalten zeigt und ernsthaft bereit ist, an sich zu arbeiten, kann die Paartherapie hilfreich sein. Dies ist jedoch selten der Fall, da Narzissten oft nur dann Therapie in Betracht ziehen, wenn sie unmittelbar von einem Verlust bedroht sind (z. B. die Trennung vom Partner).

  2. Therapeutische Kompetenz: Es ist entscheidend, dass der Therapeut Erfahrung im Umgang mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen hat und in der Lage ist, die manipulativen Taktiken des Narzissten zu erkennen und zu unterbinden. Ein erfahrener Therapeut kann helfen, einen sichereren und strukturierteren Rahmen für die Sitzungen zu schaffen.

  3. Sicherheit und Unterstützung des Opfers: Für das Opfer ist es wichtig, einen sicheren Raum zu haben, in dem es seine Erfahrungen teilen kann, ohne Angst vor Vergeltung zu haben. Individuelle Therapie für das Opfer kann ebenfalls eine wichtige Ergänzung zur Paartherapie sein, um seine eigene Heilung und Selbststärkung zu unterstützen.


Alternativen zur Paartherapie

  1. Individuelle Therapie für das Opfer: Opfer von narzisstischem Missbrauch profitieren oft mehr von individueller Therapie, bei der sie ihre Erlebnisse aufarbeiten und Strategien zur Bewältigung und Heilung entwickeln können. Ein Therapeut kann dem Opfer helfen, seine Selbstachtung wieder aufzubauen und gesunde Grenzen zu setzen.

  2. Trennungs- und Scheidungsberatung: In einigen Fällen ist es für das Opfer am besten, die Beziehung zu beenden. Trennungs- und Scheidungsberatung kann dabei helfen, diesen Prozess sicher und unterstützt zu durchlaufen, insbesondere wenn Kinder beteiligt sind.

  3. Unterstützungsgruppen: Unterstützungsgruppen für Opfer von narzisstischem Missbrauch bieten einen sicheren Raum zum Austausch von Erfahrungen und zur gegenseitigen Unterstützung. Der Kontakt zu anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann sehr hilfreich und stärkend sein.


Paartherapie bei narzisstischem Missbrauch ist ein komplexes und oft riskantes Unterfangen. Die Erfolgsaussichten hängen stark von der Einsicht und Veränderungsbereitschaft des narzisstischen Partners ab, was selten der Fall ist. Opfer sollten sich gut überlegen, ob Paartherapie der richtige Weg für sie ist, und dabei immer ihre eigene Sicherheit und emotionales Wohlbefinden an erste Stelle setzen. Alternativen wie individuelle Therapie, Trennungsberatung und Unterstützungsgruppen können oft effektivere Wege zur Heilung und Selbststärkung bieten.