Eine verdeckte Narzisstin ist subtiler und weniger offensichtlich in ihrem Bedürfnis nach Kontrolle und Bewunderung als ihr grandioses Gegenstück. Dennoch strebt auch sie danach, ihre Partner in einem Netz aus emotionaler Manipulation und psychologischer Kontrolle zu halten. Die verdeckte Narzisstin wirkt oft zurückhaltend, bescheiden und sogar unsicher, nutzt aber diese Eigenschaften geschickt, um Mitleid und Abhängigkeit zu erzeugen. Im Folgenden wird der Verlauf einer Beziehung aus der Sicht einer verdeckten Narzisstin geschildert.
Die Anfänge: Unscheinbare Perfektion
Zu Beginn einer Beziehung zeigt sich die verdeckte Narzisstin von ihrer besten Seite. Sie wirkt fürsorglich, aufmerksam und einfühlsam, zieht den Partner mit ihrer scheinbaren Verletzlichkeit und Bescheidenheit an. Diese Phase ist geprägt von intensiver Nähe, in der die Narzisstin sich als perfekte Partnerin darstellt.
Die Narzisstin: "Als wir uns trafen, wusste ich, dass ich den Partner für mich gewinnen musste. Ich zeigte mich verletzlich, erzählte von meinen Unsicherheiten und schuf so eine Verbindung. Der Partner fühlte sich gebraucht und wollte mir helfen, was perfekt in meinen Plan passte."
Die Etablierung: Subtile Kontrolle und Manipulation
Nachdem die Beziehung etabliert ist, beginnt die verdeckte Narzisstin, ihre Kontrolle subtil auszuüben. Sie nutzt ihre Verletzlichkeit, um Schuldgefühle beim Partner zu erzeugen, und erwartet, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche stets an erster Stelle stehen. Kritik wird als persönlicher Angriff empfunden und dramatisiert.
Die Narzisstin: "Mit der Zeit begann ich, dem Partner klarzumachen, dass ich ohne seine ständige Unterstützung nicht auskommen würde. Wenn der Partner etwas tat, was mir nicht gefiel, zog ich mich zurück und zeigte, wie sehr mich das verletzte. Es war erstaunlich, wie schnell der Partner bereit war, alles zu tun, um mich wieder glücklich zu machen."
Die Stabilisierung: Opferrolle und Schuldumkehr
Die verdeckte Narzisstin beherrscht die Kunst, sich in die Opferrolle zu begeben und gleichzeitig die Schuld umzudrehen. Jeder Konflikt wird so dargestellt, dass sie die Leidtragende ist, während der Partner als unsensibel und rücksichtslos hingestellt wird. Dies schafft eine Dynamik, in der der Partner ständig versucht, die Beziehung zu reparieren und die Narzisstin glücklich zu machen.
Die Narzisstin: "Wenn der Partner meine Bedürfnisse nicht sofort erkannte, machte ich klar, wie sehr mich das verletzte. Ich stellte den Partner als unsensibel und egoistisch dar. Es war faszinierend, wie sehr sich der Partner bemühte, mir zu beweisen, dass er es besser machen könnte. Ich war immer das Opfer, das unverstanden und verletzt war."
Der Höhepunkt: Isolation und Abhängigkeit
Die verdeckte Narzisstin isoliert den Partner allmählich von seinem sozialen Umfeld. Sie kritisiert die Freunde und Familie des Partners, stellt deren Motive infrage und sorgt so dafür, dass der Partner sich immer mehr auf sie verlässt. Diese Abhängigkeit gibt ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit und Kontrolle, die sie sucht.
Die Narzisstin: "Ich stellte immer wieder infrage, ob die Freunde und Familie des Partners wirklich gut für ihn waren. Langsam zog sich der Partner von ihnen zurück und suchte mehr meine Nähe. Ich wurde zur einzigen Vertrauten und Bezugsperson. Das war genau, was ich wollte – die uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Abhängigkeit."
Der Kreislauf der narzisstischen Wut: Subtile Angriffe und Rückzug
Ein markantes Merkmal der verdeckten Narzisstin ist der Kreislauf der narzisstischen Wut. Aus kleinen Missverständnissen oder Meinungsverschiedenheiten macht sie große Dramen. Selbst die geringste Kritik wird als schwerwiegender Angriff auf ihre Person empfunden.
Die Narzisstin: "Eines Tages wagte es der Partner, meine Entscheidungen infrage zu stellen. Für mich war das ein unverzeihlicher Angriff. Ich machte aus einer Ameise einen Elefanten und ließ den Partner wissen, wie sehr mich diese Respektlosigkeit verletzt hatte. Ich drehte den Spieß um, machte mich zum Opfer und beschuldigte den Partner, mich absichtlich verletzt zu haben."
In dieser Phase kommen verschiedene Manipulationstechniken zum Einsatz:
Silent Treatment
Die Narzisstin bestraft den Partner mit Schweigen und ignoriert ihn, um emotionale Schmerzen zu verursachen und Kontrolle auszuüben.
Drohungen und Ende der Beziehung
Die Narzisstin droht oft mit dem Ende der Beziehung, um den Partner zu verunsichern und gefügig zu machen.
Hoovering
Nachdem der Partner emotional erschöpft und verunsichert ist, versucht die Narzisstin durch „Hoovering“ den Partner zurückzugewinnen, indem sie wieder charmant und liebevoll wird.
Flying Monkeys
Narzissten setzen auch sogenannte „Flying Monkeys“ ein – Freunde oder Familienmitglieder, die den Partner unter Druck setzen, um sich wieder der Narzisstin zu fügen.
Die Narzisstin: "Nach dem Drama ignorierte ich den Partner tagelang. Als der Partner dann endlich einlenkte, verwandelte ich mich wieder in die charmante Liebhaberin, um den Partner zurückzugewinnen. Falls das nicht ausreichte, schickte ich Freunde vorbei, die dem Partner klarmachten, dass nur ich die Richtige sei."
Der Abstieg: Konflikte und Kontrollverlust
Trotz aller Bemühungen der Narzisstin, die Kontrolle zu behalten, kommt es unweigerlich zu Konflikten. Der Partner beginnt, die manipulativen Taktiken zu durchschauen und sich zu wehren. Dies führt zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen die Narzisstin versucht, ihre Macht zu behaupten. Doch je mehr der Partner sich emanzipiert, desto stärker gerät die Narzisstin in Panik, ihre Kontrolle zu verlieren.
Die Narzisstin: "Der Partner begann, mich zu hinterfragen und meine Entscheidungen anzuzweifeln. Das war inakzeptabel. Ich musste den Partner wieder in die Schranken weisen. Aber je mehr ich es versuchte, desto mehr glitt der Partner mir aus den Händen. Das war unerträglich."
Der Schluss: Entwertung und Verlassen
Wenn die Narzisstin erkennt, dass sie die Kontrolle endgültig verliert, endet die Beziehung oft abrupt. Der Partner wird entwertet und als unzureichend dargestellt. Die Narzisstin sucht nach neuen Quellen der Bewunderung und Bestätigung, indem sie schnell in eine neue Beziehung eintritt, während sie den ehemaligen Partner als schuldigen Versager zurücklässt.
Die Narzisstin: "Am Ende war der Partner einfach nicht gut genug für mich. Ich habe alles versucht, aber der Partner hat meine Größe einfach nicht erkannt. Es war Zeit, weiterzuziehen und jemanden zu finden, der meine wahre Größe zu schätzen weiß."
Die Schmierenkampagne: Rufmord und Rache
Nach dem Ende der Beziehung beginnt oft eine Schmierenkampagne gegen den ehemaligen Partner. Die Narzisstin verbreitet Lügen und Halbwahrheiten, um den Ruf des Ex-Partners zu zerstören und sich selbst als Opfer darzustellen. Dies geschieht sowohl im Freundes- und Familienkreis als auch in sozialen Medien.
Die Narzisstin: "Nachdem die Beziehung endete, stellte ich sicher, dass jeder wusste, wie schrecklich der Partner mich behandelt hatte. Ich erzählte allen, dass der Partner untreu und manipulativ war, und bemühte mich, sicherzustellen, dass niemand mehr auf der Seite des Partners stand. Es war wichtig, meinen Ruf zu wahren und dem Partner zu zeigen, dass niemand mich so behandeln kann."
Die verdeckte Narzisstin durchlebt Beziehungen als Mittel zur Selbstbestätigung und Machtausübung. Ihre Partner werden zu Werkzeugen, die ihren Selbstwert erhöhen sollen, und wenn sie diese Rolle nicht mehr erfüllen, werden sie fallen gelassen. Für die Narzisstin ist die Beziehung ein subtiler Kreislauf von Eroberung, Manipulation, Drama und Entwertung, immer auf der Suche nach dem nächsten Opfer, das ihre Größe bestätigt. Der Abschied wird oft durch eine bösartige Schmierenkampagne begleitet, die den Ex-Partner weiter schädigt und die Narzisstin als Opfer inszeniert.
Hast du deinen Partner je geliebt?
Die Narzisstin: "Geliebt? Liebe ist für mich ein Mittel zum Zweck. Der Partner war da, um meine Bedürfnisse zu erfüllen und mir die Bestätigung zu geben, die ich suchte. Liebe, wie die meisten Menschen sie verstehen, basiert auf Gleichheit und gegenseitigem Respekt. Für mich war der Partner jemand, der mir half, meine Verletzlichkeit zu inszenieren und mich stark zu fühlen. Solange der Partner meine Erwartungen erfüllte, gab es vielleicht so etwas wie Liebe. Aber sobald das nicht mehr der Fall war, wurde der Partner entbehrlich. Liebe? Vielleicht auf meine Art, aber nicht im Sinne, wie andere es verstehen."