Recht und Gerechtigkeit

Bei narzisstischem Missbrauch entsteht oft der Wunsch nach Gerechtigkeit. Die ganze Verzweiflung, Empörung, das Gaslighting, die Lügen, ständigen Abwertungen, Missachtung und Respektlosigkeit der Person gegenüber führen dazu, dass man sich Gerechtigkeit wünscht. Eine Trennung oder Scheidung von einem Narzissten, besonders wenn Kinder involviert sind, verstärkt diesen Wunsch nach moralischem Ausgleich, guter Ordnung und Fairness.

Die Rechtsprechung interessiert sich jedoch nicht für persönliche Geschichten oder emotionalen Missbrauch. Richter sind keine Pädagogen; ihnen geht es primär um das seelische Wohl der Kinder und die rechtliche Ordnung. Ihre Aufgabe besteht darin, die Verteilung aller Güter gemäß dem Gesetz zu regeln, sicherzustellen, dass nach der Trennung jeder genug zum Leben hat und das Sorgerecht, Umgangsrecht sowie Besuchsrecht zu ordnen. Dein Schmerz, Trauma und das erlittene Unrecht sind in diesem Zusammenhang leider nicht von Belang. Es geht vor Gericht um Recht, nicht um Gerechtigkeit. 

Suche nach einer Anwältin oder einem Anwalt, die mit dem Thema Narzissmus vertraut sind. Das ist nicht einfach. Wir bauen gerade ein Verzeichnis auf mit Rechtsberater/innen, die von sich aus angeben, dass sie mit dem Thema vertraut sind. Die Gefahr ist groß, dass dein/e Narzisst/in sich bei der ersten Gegenüberstellung derart charmant und/oder provokant verhält, dass selbst dein Rechtsbeistand denkt, dass du der Aggressor bist. 


Gerichtliche Perspektive und anwaltliche Unterstützung

Die Rechtsprechung interessiert sich nicht für deine persönliche Geschichte oder die emotionalen Misshandlungen, die du erlebt hast. Es geht vor Gericht um die Verteilung der Güter gemäß Gesetz, damit niemand zum Sozialfall wird und um das Sorge- und Besuchsrecht von Kindern. Dein Schmerz und das erlittene Unrecht sind in diesem Zusammenhang leider nicht relevant.

Wenn du darüber nachdenkst, wie du dem Gericht oder dem gegnerischen Anwalt klar machen kannst, dass dein Ex-Partner eine narzisstische Persönlichkeitsstörung oder eine Borderline-Störung hat, dann lass es. Eine Persönlichkeitsstörung ist keine Straftat und für die Verteilung der Güter oder das Festsetzen des Besuchsrechts irrelevant. Der einzige, der sich dafür interessieren sollte, ist dein Anwalt oder deine Anwältin, damit sie verstehen, warum es immer wieder zu Problemen kommt. Narzisst/innen sind in der Lage mit ihrem Charme und ihrer Strategie selbst Anwälte und Anwältinnen nebst Richter/innen mit ihren stillen Provokationen für sich zu vereinnahmen, so dass du in den "Reactive Abuse" verfällst.

Es ist also sinnvoll, einen Anwalt zu haben, der sich mit Narzissmus und Borderline-Störungen auskennt. Dokumentiere heimlich alle relevanten Informationen, um vorbereitet zu sein. Wenn ihr gemeinsame minderjährige Kinder habt und der Partner ein Verhalten zeigt, das die Kinder gefährdet, dann dokumentiere dies ebenfalls genau. Physischer Missbrauch und Vernachlässigung sind für das Gericht relevant.

Achte darauf, dass dein Ex-Partner keinen Zugriff auf deine Dokumente bekommt und dass du nichts in gemeinsamen Clouds speicherst, auf die er zugreifen könnte.


Eigene Befindlichkeit und Vorbereitung

Ein weiterer wichtiger Punkt ist deine eigene Befindlichkeit. Arbeite an deiner inneren Ruhe und Klarheit. Bei schwerem narzisstischem Missbrauch kann es notwendig sein, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Ein/e Trauma-Therapeut/in, der/die sich mit emotionalem Missbrauch auskennt, kann dir helfen, das erlittene Trauma aufzulösen.

Bereite dich auf die Trennung vor, indem du alle notwendigen Dokumente sammelst und einen geeigneten Anwalt findest. Wenn es vor Gericht geht, sei sachlich, emotionslos und klar in deinen Aussagen. Falls absurde und haltlose Anschuldigungen gegen dich vorgebracht werden, bleibe ruhig und frage konkret nach.


Umgang mit Emotionen und Verhalten vor Gericht

Justitia, die römische Göttin des Rechts, wird mit einer Augenbinde dargestellt, um zu symbolisieren, dass vor Gericht alle gleich sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass das unbewusste, emotionale Hirnteil des Richters oder der Richterin keine Rolle spielt. Bereite dich also gut vor und präsentiere dich als ernstzunehmende Person.

Du musst dir vorstellen was passiert, wenn du vor Gericht auftrittst und ganz offen und ehrlich deine Empörung, Verwundbarkeit und Emotionen zeigst. Neben dir steht ein/e Narzisst/in, der/die für alle Beteiligten ein gutes Gefühl verbreitet, die Stimmung lockert und vielleicht sogar manipulativ liebevoll agiert. Wenn du deine negativen Gefühle zeigst oder emotional reagierst, kann das unbewusste "Säugetier" im Richter beeinflusst werden.

Was kannst du also tun? Arbeite an deiner inneren Ruhe, deiner Klarheit und deiner emotionalen Stabilität. Das Ziel ist es, sachlich und emotionslos aufzutreten und sich nicht von den Manipulationen des Narzissten aus der Ruhe bringen zu lassen.

Bereite dich langfristig und kurzfristig vor. Langfristig kannst du zum Beispiel die Insel-Übung von meiner Website nutzen, um dich emotional zu stärken. Kurzfristig solltest du dir klar machen, was du in der Scheidungskonvention willst und was nicht, und dich nicht auf Nebenkriegsschauplätze einlassen.

Wenn vor Gericht absurde Anschuldigungen gegen dich vorgebracht werden, bleibe ruhig und frage nach konkreten Beispielen. Dokumentiere alle relevanten Vorfälle und sei sachlich in deiner Darstellung.


Fazit

Ein gutes Leben zu führen ist die beste Rache an einem Narzissten. Dein Ziel sollte es sein, dein Leben wieder frei gestalten zu können, dich selbst zu sein, festen Boden unter den Füßen zu haben und deinen Kindern einen sicheren Raum zu bieten.