Die Sichtweise eines Grandiosen Narzissten in einer Beziehung

In einer Beziehung mit einem grandiosen Narzissten wird das tägliche Leben zu einer Bühne, auf der nur eine Person im Mittelpunkt stehen darf: der Narzisst. Diese Persönlichkeiten sehen sich selbst als herausragend, einzigartig und unersetzlich. Sie sind überzeugt davon, dass sie das Recht haben, bewundert und respektiert zu werden, und erwarten, dass ihre Partner diese Ansicht uneingeschränkt teilen und unterstützen. Im Folgenden wird der Verlauf einer Beziehung aus der Sicht eines grandiosen Narzissten geschildert, um zu verdeutlichen, wie solche Persönlichkeiten denken und handeln.


Die Anfänge: Charme und Eroberung

Zu Beginn einer Beziehung setzt ein grandioser Narzisst alles daran, den neuen Partner zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Diese Phase ist geprägt von intensivem Charme, großzügigen Gesten und einer nahezu perfekten Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse des Partners. Der Narzisst zeigt sich von seiner besten Seite, ist aufmerksam, zuvorkommend und liebevoll.

Der Narzisst: "Als wir uns das erste Mal trafen, wusste ich sofort, dass die Person mich bewundern würde. Ich habe mich selbst von meiner besten Seite gezeigt, habe dem Partner das Gefühl gegeben, die wichtigste Person in meinem Leben zu sein. Es war ein Genuss zu sehen, wie die Person aufblühte und mich anhimmelte."


Die Etablierung: Kontrolle und Manipulation

Sobald die Beziehung etabliert ist, beginnt der Narzisst, subtil die Kontrolle zu übernehmen. Dies geschieht oft durch emotionale Manipulation und das Setzen von Erwartungen, die der Partner zu erfüllen hat. Der Narzisst beginnt, die Fehler und Schwächen des Partners zu kritisieren, oft auf eine Weise, die dessen Selbstwertgefühl untergräbt. Gleichzeitig wird der Partner für seine Bewunderung und Unterstützung gelobt, was eine Art Belohnungs- und Bestrafungssystem schafft.

Der Narzisst: "Nach einigen Monaten merkte ich, dass die Bewunderung als selbstverständlich angesehen wurde. Ich musste dem Partner klar machen, dass hart gearbeitet werden muss, um mein Niveau zu erreichen. Wenn etwas falsch gemacht wurde, ließ ich das spüren, aber wenn die Person mich richtig bewunderte, gab es auch Lob. So lernte der Partner, was ich von ihm erwarte."


Die Stabilisierung: Dominanz und Entwertung

In dieser Phase wird die Dominanz des Narzissten immer deutlicher. Er erwartet, dass der Partner seine Bedürfnisse und Wünsche stets an erste Stelle setzt. Der Narzisst nutzt verschiedene Taktiken, um seine Überlegenheit zu demonstrieren, sei es durch beruflichen Erfolg, intellektuelle Überlegenheit oder soziale Anerkennung. Gleichzeitig wird der Partner kontinuierlich entwertet, um ihn in einer Position der Unterlegenheit zu halten.

Der Narzisst: "Ich habe dem Partner klar gemacht, dass ohne mich das Leben bedeutungslos wäre. Der Partner musste verstehen, dass ich derjenige bin, der das Sagen hat. Jede Entscheidung, jede Meinung – sie musste sich meinen Vorstellungen anpassen. Das gab mir das Gefühl der absoluten Kontrolle und Macht."


Der Höhepunkt: Isolierung und Abhängigkeit

Der Narzisst sorgt dafür, dass der Partner immer mehr isoliert wird. Er kritisiert die Freunde und Familie des Partners, stellt deren Motive infrage und sorgt so dafür, dass der Partner sich immer mehr auf den Narzissten verlässt. Diese Abhängigkeit sichert dem Narzissten die ungeteilte Aufmerksamkeit und Bewunderung seines Partners.

Der Narzisst: "Die Freunde des Partners waren nicht gut genug für sie – sie verstanden den Partner nicht so wie ich. Also habe ich dafür gesorgt, dass weniger Zeit mit ihnen verbracht wird. Jetzt hat der Partner nur noch mich und das ist genau so, wie es sein sollte. Der Partner braucht niemanden außer mir."


Der Kreislauf der narzisstischen Wut: Aus einer Ameise einen Elefanten machen

Ein markantes Merkmal des grandiosen Narzissten ist der Kreislauf der narzisstischen Wut. Aus kleinen Missverständnissen oder Meinungsverschiedenheiten macht der Narzisst große Dramen. Selbst die geringste Kritik wird als schwerwiegender Angriff auf die eigene Person empfunden.

Der Narzisst: "Eines Tages wagte es der Partner, meine Entscheidung infrage zu stellen. Für mich war das ein unverzeihlicher Angriff. Ich machte aus der Ameise einen Elefanten und ließ den Partner wissen, wie sehr mich diese Respektlosigkeit verletzt hatte. Ich drehte den Spieß um, machte mich zum Opfer und beschuldigte den Partner, mich absichtlich verletzt zu haben."

In dieser Phase kommen verschiedene Manipulationstechniken zum Einsatz:

Silent Treatment

Der Narzisst bestraft den Partner mit Schweigen und ignoriert ihn, um emotionale Schmerzen zu verursachen und Kontrolle auszuüben (siehe auch Ghosting).


Drohungen und Ende der Beziehung

Der Narzisst droht oft mit dem Ende der Beziehung, um den Partner zu verunsichern und gefügig zu machen.

Hoovering

Nachdem der Partner emotional erschöpft und verunsichert ist, versucht der Narzisst durch „Hoovering“ den Partner zurückzugewinnen, indem er wieder charmant und liebevoll wird.
 

Flying Monkeys

Narzissten setzen auch sogenannte „Flying Monkeys“ ein – Freunde oder Familienmitglieder, die den Partner unter Druck setzen, um sich wieder dem Narzissten zu fügen.

Der Narzisst: "Nach dem Drama ignorierte ich den Partner tagelang. Als der Partner dann endlich einlenkte, verwandelte ich mich wieder in den charmanten Liebhaber, um den Partner zurückzugewinnen. Falls das nicht ausreichte, schickte ich Freunde vorbei, die dem Partner klarmachten, dass nur ich der Richtige sei."


Der Abstieg: Konflikte und Kontrollverlust

Trotz aller Bemühungen des Narzissten, die Kontrolle zu behalten, kommt es unweigerlich zu Konflikten. Der Partner beginnt, die manipulativen Taktiken zu durchschauen und sich zu wehren. Dies führt zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen der Narzisst versucht, seine Macht zu behaupten. Doch je mehr der Partner sich emanzipiert, desto stärker gerät der Narzisst in Panik, seine Kontrolle zu verlieren.

Der Narzisst: "Der Partner begann, mich zu hinterfragen und meine Entscheidungen anzuzweifeln. Das war inakzeptabel. Ich musste den Partner wieder in die Schranken weisen. Aber je mehr ich es versuchte, desto mehr glitt der Partner mir aus den Händen. Das war unerträglich."


Der Schluss: Entwertung und Verlassen

Wenn der Narzisst erkennt, dass er die Kontrolle endgültig verliert, endet die Beziehung oft abrupt. Der Partner wird entwertet und als unzureichend dargestellt. Der Narzisst sucht nach neuen Quellen der Bewunderung und Bestätigung, indem er schnell in eine neue Beziehung eintritt, während er den ehemaligen Partner als schuldigen Versager zurücklässt.

Der Narzisst: "Am Ende war der Partner einfach nicht gut genug für mich. Ich habe alles versucht, aber der Partner hat meine Größe einfach nicht erkannt. Es war Zeit, weiterzuziehen und jemanden zu finden, der meine wahre Größe zu schätzen weiß."


Die Schmierenkampagne: Rufmord und Rache

Nach dem Ende der Beziehung beginnt oft eine Schmierenkampagne gegen den ehemaligen Partner. Der Narzisst verbreitet Lügen und Halbwahrheiten, um den Ruf des Ex-Partners zu zerstören und sich selbst als Opfer darzustellen. Dies geschieht sowohl im Freundes- und Familienkreis als auch in sozialen Medien.

Der Narzisst: "Nachdem die Beziehung endete, stellte ich sicher, dass jeder wusste, wie schrecklich der Partner mich behandelt hatte. Ich erzählte allen, dass der Partner untreu und manipulativ war, und bemühte mich, sicherzustellen, dass niemand mehr auf der Seite des Partners stand. Es war wichtig, meinen Ruf zu wahren und dem Partner zu zeigen, dass niemand mich so behandeln kann."


Fazit

Der grandiose Narzisst durchlebt Beziehungen als Mittel zur Selbstbestätigung und Machtausübung. Seine Partner werden zu Werkzeugen, die seinen Selbstwert erhöhen sollen, und wenn sie diese Rolle nicht mehr erfüllen, werden sie fallen gelassen. Für den Narzissten ist die Beziehung ein nie endender Kreislauf von Eroberung, Kontrolle, Drama und Entwertung, immer auf der Suche nach dem nächsten Opfer, das seine Größe bestätigt. Der Abschied wird oft durch eine bösartige Schmierenkampagne begleitet, die den Ex-Partner weiter schädigt und den Narzissten als Opfer inszeniert.


Hast du deinen Partner je geliebt?

Der Narzisst: "Geliebt? Das ist eine interessante Frage. In meiner Welt dreht sich alles um Bewunderung und Kontrolle. Der Partner war ein Mittel, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Liebe, wie die meisten Menschen sie verstehen, basiert auf Gleichheit, Respekt und einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Aber für mich war der Partner jemand, der mir das Gefühl gab, besonders und großartig zu sein. Ich habe den Partner gebraucht, weil er meine Größe widerspiegelte und mir die Aufmerksamkeit gab, die ich verlangte. Liebe? Vielleicht auf eine Art und Weise, aber nur solange der Partner meine Erwartungen erfüllte und meine Bedürfnisse befriedigte. Wenn das nicht mehr der Fall war, dann war es Zeit, weiterzuziehen."