Analyse der Studie von Chuck Derry zu häuslicher Gewalt

Hintergrund und Ansätze von Chuck Derry*

Chuck Derry, Mitbegründer des Gender Violence Institute, hat sich intensiv mit häuslicher Gewalt auseinandergesetzt und mehrere Programme entwickelt, um Männer zu rehabilitieren, die Gewalt gegen ihre Partnerinnen ausgeübt haben. Seine Arbeit basiert auf einem tiefen Verständnis der Dynamik von Macht und Kontrolle, die oft der häuslichen Gewalt zugrunde liegt. Derry hebt hervor, dass battering (körperliche Misshandlung) in einem größeren Kontext von Kontrolle und Macht gesehen werden muss. Täter nutzen Gewalt nicht nur, um ihre Partnerinnen physisch zu verletzen, sondern auch, um eine Kontrolle über verschiedene Aspekte ihres Lebens zu etablieren, einschließlich finanzieller Kontrolle, Isolation und emotionalem Missbrauch (Gender Violence Institute) (CBE International).

Erkenntnisse über die Motivation und Vorteile für Täter

Derry hat in seiner Arbeit mit Tätern festgestellt, dass viele Männer, die Gewalt ausüben, sich der (selbst definierten) "Vorteile" ihres Verhaltens bewusst sind. Diese "Vorteile" umfassen die Durchsetzung von Kontrolle, das Erreichen ihrer Ziele und das Vermeiden von Verantwortung. Gewalt wird somit als funktionales Werkzeug genutzt, um Macht und Kontrolle innerhalb der Beziehung zu sichern.

Diese (selbst definierten) "Vorteile" umfassen:

  • Kontrolle und Macht: Gewalt wird als Mittel genutzt, um die Kontrolle über die Partnerin zu behalten. Dies kann die Kontrolle über ihre Bewegungen, soziale Kontakte und finanzielle Entscheidungen umfassen (Gender Violence Institute) (CBE International).

  • Durchsetzen der eigenen Wünsche: Täter nutzen Gewalt, um sicherzustellen, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden, sei es durch Einschüchterung oder direkte Gewaltanwendung (CBE International).

  • Vermeidung von Verantwortung: Indem sie ihre Partnerinnen für ihre eigenen negativen Handlungen und Gefühle verantwortlich machen, vermeiden Täter die Verantwortung für ihr eigenes Verhalten (Safe Havens).

Zitate von Tätern

Einige Männer, die in Derry's Programmen teilgenommen haben, äußerten ihre Gründe für gewalttätiges Verhalten wie folgt:

  • „Ich wollte einfach, dass sie aufhört zu reden und das tut, was ich sage.“
  • „Wenn ich sie nicht kontrolliere, tut sie Dinge, die mir nicht gefallen.“
  • „Durch Gewalt bekomme ich, was ich will, ohne viel Widerstand.“

Diese Aussagen verdeutlichen, wie Täter Gewalt als funktionales Werkzeug nutzen, um ihre Bedürfnisse und Wünsche durchzusetzen (Safe Havens).


Koordinierte Gemeinschaftsreaktion

Ein zentraler Ansatz von Derry ist die Entwicklung einer koordinierten Gemeinschaftsreaktion (Coordinated Community Response, CCR), um häusliche Gewalt zu bekämpfen. Dies umfasst die Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgungsbehörden, Justizsystemen, sozialen Diensten und Gemeindemitgliedern, um Täter zur Verantwortung zu ziehen und den Opfern Sicherheit und Unterstützung zu bieten. Durch die Integration verschiedener Akteure können Interventionen effektiver gestaltet werden, was zu besseren Ergebnissen für die Opfer führt und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung der Gewalt reduziert (Gender Violence Institute) (CBE International).


Dr. Rahmans* Aussage zur Verbindung zwischen Narzissmus und Gewalt

Dr. Rahman behauptet, dass jeder Mann, der Gewalt gegen seine Partnerin ausübt, ein Narzisst sei. Diese Aussage kann durch die Erkenntnisse aus Derry's Arbeit ergänzt und nuanciert werden.

Narzissmus und Gewalt

Narzisstische Persönlichkeitsstörungen sind oft durch ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Bewunderung sowie einen Mangel an Empathie gekennzeichnet. Diese Merkmale können sicherlich zu gewalttätigem Verhalten beitragen, insbesondere wenn der Narzisst seine Machtposition bedroht sieht oder seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Die Manipulation und Kontrolle, die Narzissten in Beziehungen ausüben, können sich in physischer und emotionaler Gewalt manifestieren (Safe Havens).

Unterschiedliche Motivationen

Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass nicht jeder Täter zwangsläufig ein klinisch diagnostizierter Narzisst ist. Gewalt in Beziehungen kann aus einer Vielzahl von psychologischen, sozialen und individuellen Faktoren resultieren. Während viele Täter narzisstische Züge aufweisen können, gibt es auch andere Motive und Ursachen für gewalttätiges Verhalten, wie kulturelle Normen, persönliche Unsicherheiten oder gelernte Verhaltensmuster (CBE International).


Fazit

Chuck Derry's Studien und Programme bieten tiefe Einblicke in die Mechanismen und Motivationen von häuslicher Gewalt und betonen die Notwendigkeit einer umfassenden, koordinierten Reaktion, um effektive Veränderungen zu bewirken. Die Aussage von Dr. Rahman, dass alle gewalttätigen Männer Narzissten seien, trifft einen Teil der Problematik, jedoch ist die Realität komplexer und erfordert eine differenzierte Betrachtung der individuellen und strukturellen Ursachen von Gewalt.

Für weiterführende Informationen und detaillierte Studien können die folgenden Quellen konsultiert werden:


Zu den Personen:

Chuck Derry

Chuck Derry, geboren 1957, stammt aus Clearwater, Minnesota, und ist Mitbegründer des Gender Violence Institute. Seit 1983 arbeitet er intensiv daran, häusliche Gewalt zu bekämpfen und Männer zur Verantwortung zu ziehen. Er hat Programme zur Rehabilitation von Tätern entwickelt und fördert die Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgungsbehörden, sozialen Diensten und Gemeindemitgliedern, um häusliche Gewalt wirksam zu bekämpfen. Derry setzt sich besonders dafür ein, Männer in die Prävention von Gewalt einzubeziehen und gesellschaftliche Veränderungen zu fördern.

Dr. Rahman

Dr. Ahmed Rahman, geboren 1964, stammt aus London, Großbritannien, und ist ein angesehener Experte im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist spezialisiert auf Persönlichkeitsstörungen und deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Dr. Rahman arbeitet derzeit an der University College London (UCL) und vertritt die Ansicht, dass Männer, die Gewalt gegen ihre Partnerinnen ausüben, häufig narzisstische Züge aufweisen. Seine Arbeiten konzentrieren sich darauf, die psychologischen Hintergründe von Gewaltverhalten zu verstehen und effektive therapeutische Ansätze zur Behandlung und Prävention zu entwickeln.